Wolfgang Grözinger: Panorama des internationalen Gegenwartsromans.
Gesammelte ´Hochland`-Kritiken 1952-1965,

herausgegeben und eingeleitet von 
Erwin Rotermund
und Heidrun Ehrke-Rotermund.

Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 2004.
ISBN: 3-506-70116-9
Eur 59, -

Wolfgang Grözingers Sammelrezensionen zum Roman der Gegenwart werden hier nach einem halben Jahrhundert wieder vollständig vorgelegt. Sie erschienen von August 1952 bis zum Tod des Kritikers im September 1965 zwei- bis dreimal jährlich in der katholischen Monatsschrift Hochland. In ihrer Eigenständigkeit und Prägnanz sind sie noch heute lesenswert. Sie bereichern die Kenntnis der literaturkritischen Diskurse in der Bundesrepublik der 1950er und beginnenden 1960er Jahre um einen weitsichtigen und urteilssicheren Autor, der wesentlich mehr als die Starkritiker seiner Zeit auch an den außerliterarischen Komponenten der Romandichtung interessiert war.

Grözinger in Uwe Johnsons "Mutmassungen über Jakob" lesend (1959)

Der heute fast vergessene Schriftsteller Wolfgang Grözinger (1902-1965) ist nach 1945 mit einer Reihe von kulturphilosophischen und pädagogischen Publikationen, besonders aber als Literaturkritiker und Feuilletonist verschiedener angesehener Zeitungen (Neue Zeitung, Süddeutsche Zeitung) und Zeitschriften hervorgetreten. Die insgesamt 38 Folgen seiner Hochland-Rezensionen vermitteln über einen Zeitraum von 14 Jahren ein kontinuierliches Bild der epischen Nachkriegsproduktion, in dem die Holocaust- und die Exilliteratur einen ungewöhnlich großen Raum einnehmen. Grözinger beschränkt sich nicht auf deutschsprachige Werke, sondern will, Goethes Begriff der „Weltliteratur“ folgend, seine Zeit im „sehr lebendigen und konkreten In- und Beieinander der Nationalliteraturen“ sichtbar machen: neben deutschen, westeuropäischen, amerikanischen und russischen Romanen stehen ostasiatische, indische, nord- und südafrikanische, mittel- und südamerikanische Bücher. In einer ausführlichen Einleitung informieren die Herausgeber über die wichtigsten Themen- und Problembereiche der Kritiken, Grözingers Wertungskriterien sowie sein Verhältnis zur literarischen Tradition und Avantgarde.